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AutorenbildEva Gancarz

Abenteuerliche Weltreise ohne Gluten: Ich teile meine Erlebnisse und Tipps

Aktualisiert: 29. Mai 2023


2022 ist die Entscheidung gefallen: Ich gehe auf Weltreise! Job gekündigt, Wohnung aufgelöst, Flugticket gebucht. Wo soll es hingehen? Bali, Mexiko, Belize, Guatemala, Puerto Rico.

Ob ich mir kurz einmal Gedanken darüber gemacht habe, wie ich in diesen Ländern während meiner Reise mit meiner Zöliakie zurechtkommen werde? Ja, vielleicht einmal kurz. Aber ganz ehrlich? Ich war bereits 2018 schon einmal auf einer längeren Reise und durfte feststellen, dass ich mich fast überall auf der Welt besser glutenfrei ernähren konnte als in Deutschland. Für mich als Deutsche ein wenig traurig, umso mehr konnte ich meine Reise in den besagten Ländern genießen.


Doch wie habe ich mich ernährt? Wie konnte ich mich mit dem Restaurant-Personal verständigen, dass ich eine Zöliakie habe und Gluten nicht essen darf? Wie konnte ich sogar eine 2-Tages-Vulkanwanderung durchführen, ohne mein Essen für zwei Tage und 10 Stunden Wanderung pro Tag mitzuschleppen? Ich nehme euch mit auf meine Reise und meine glutenfreien Erfahrungen.


Bali is(s)t vegan, voller Früchte und ohne Zucker


Ich habe nicht lange überlegt, wo es Ende Oktober hingehen soll, denn ich liebe die Sonne und warme Temperaturen: Das erste Ziel war Bali. Kokosnüsse, Acai Bowls, veganer Matcha Latte. Durch Instagram wurde ich vielleicht auch schon vorab ein wenig beeinflusst und konnte erahnen, was mich kulinarisch auf Bali erwarten würde. Glutenfreie Gerichte gab es fast überall auf Bali, an jeder Ecke. Damit meine ich nicht glutenfreie Nudeln, glutenfreies Brot, glutenfreie Kekse. Ganz im Gegenteil: Die Balinesen verzichten in ihrer täglichen Nahrung grundsätzlich auf Getreide. Natürlich passt sich jedes Land den Wünschen und Bedürfnissen seiner Touristen an, aber durch die leckere Vielfalt von Obst, Gemüse und vielen anderen Leckereien braucht man das tägliche Brot gar nicht. Das liegt vielleicht auch daran, dass es wenig bis kaum Käse gibt und man gar nicht in die Versuchung kommt, seinen Käse mit einer Scheibe Brot essen zu wollen. Auch das typische deutsche Frühstück mit Marmelade entdeckt man hier eher selten. Zum Glück! Auf Bali wird sehr viel Wert auf gesunde und hochwertige Kost gelegt.


Ich muss an dieser Stelle noch ergänzen, dass ich Vegetarier bin. Wieso? Weil ich knapp 18 Jahre mit einer unerkannten Zöliakie gelebt habe und verschiedene Ärzte unterschiedliche Ursachen für meine Symptome (vorrangig Bauchschmerzen) diagnostiziert haben: Ich wachse zu schnell, ich sollte keine Milchprodukte essen, die Bauchschmerzen resultieren vom Fleischkonsum… Ich habe eine lange Odyssee durchgemacht, bis ich herausgefunden habe, dass die Bauchschmerzen vom „bösen Gluten“ herkommen. Da ich knapp fast mein ganzes Leben gedacht habe, dass die Symptome vom Fleisch herkommen könnten, habe ich auch komplett auf Fleisch verzichtet und als ich dann durch meine Zöliakie-Diagnose wusste, dass ich Fleisch theoretisch essen darf, habe ich es nicht mehr vermisst. Auch bis heute bin ich ganz froh, dass ich kein Fleisch esse, was es natürlich herausfordernder macht bei Restaurant Besuchen und beim Reisen. Aber dazu gerne später mehr.


Auf Bali war demnach meine Ernährung geprägt von vegetarischen Bowls mit Tofu oder Tempeh (fermentierter Soja), Früchten, Gemüse in allen Varianten, Omelette und Eierspeisen in allen möglichen Optionen (mit Guacamole). Zu meiner Freude gab es in vielen Restaurants glutenfreies (selbstgemachtes) Brot und die Menükarten waren meistens mit den Allergenen ausgezeichnet. Ein Traum für mich als Zöli!


Nicht selten kam es vor, dass ich auf Restaurants gestoßen bin, die ihre gesamte Speisekarte glutenfrei gemacht haben, da es sich um gesunde Zutaten handelte, die Speisen raw (also roh) sind und ich mich bei der Speisekarte von oben nach unten ausprobieren durfte. Sogar die Desserts waren glutenfrei, denn sie bestanden aus verschiedenen Gemüsesorten, Nüssen, etc. Das Beste an der Auswahl war, dass die Balinesen fast immer auf Industriezucker verzichteten.


Und dann richten sie alles noch so ästhetisch und lecker aussehend an. Wie kann man dann noch widerstehen?



Ein kleiner Tipp an dieser Stelle: Ich gehe meistens über Google Maps, wenn ich an einem Ort nach glutenfreien Restaurants und Speisen suchen möchte. Dann tippe ich „glutenfrei“ oder „glutenfree“ ein und durch die Beschreibung der Restaurants mit den entsprechenden Schlüsselwörtern oder durch die Rezensionen, die das Wort „glutenfrei“ enthalten, werden mir entsprechende Treffer angezeigt, sodass ich auf diesem Wege glutenfreie Restaurants besser finden kann.


Mexikos Hauptzutat im Essen ist Mais


Wenn ihr vorhabt, Mexiko Stadt zu besuchen, kann ich euch die Panaderia Libre De Gluten (glutenfreie Bäckerei) empfehlen. Hier bekommt ihr alle Teigspeisen glutenfrei und die meisten Backwaren sind sogar zuckerfrei. Im Gegensatz zu Bali ist mir in Mexiko aufgefallen, dass die Supermärkte sehr viel ungesunde Waren anbieten: Auf drei Cola Regale kommt ein Regal Wasser. Neben den gängigen Schokoriegeln gibt es Chips ist jeglichen Varianten und wenn man Glück hat, versteckt sich hinter dem Joghurt mit Zucker ein verpackter Apfel im Kühlschrank. Ich weiß, ich übertreibe, aber leider ist das keine Seltenheit, insbesondere wenn man einen Kiosk oder einen kleinen Supermarkt aufsucht, der nicht so eine große Auswahl hat.


Trotzdem kann ich sagen, dass ich in Mexiko, insbesondere in Oaxaca und Mexiko Stadt, viele Restaurants und Supermärkte (bzw. sogenannte Healthy Organic Shops) gefunden habe, die glutenfreie Speisen anbieten und diese als solche kennzeichnen.


Durch meine Reise bin ich im Allgemeinen nochmals sensibler dafür geworden, wie wichtig es ist, dass Speisekarten mit Allergenen und dementsprechend mit dem Glutenfrei-Logo gekennzeichnet sind oder dass zumindest die Bedienung darüber Bescheid weiß, was Gluten ist. In Deutschland musste ich leider in der Vergangenheit sehr oft feststellen, dass das Personal häufig damit überfordert ist, was Gluten überhaupt ist. Oft musste ich immer wieder erklären, dass Gluten nichts mit Milch oder Fleisch zu tun hat und auch etwas ganz anderes als Glutamat ist. Ich würde mir für Deutschland sehr wünschen, dass die Speisekarten endlich einmal korrekt(!) mit Allergenen gekennzeichnet werden und das Personal regelmäßig ausführliche Schulung erhält, dass glutenfrei nicht gleich glutenfrei ist und eine Cross-Kontamination mit glutenhaltigen Produkten in der Küche für Zöliakie-Betroffene wie mich ausgeschlossen werden muss.



Da ich mich zu der Zeit meiner Reise in keinem festen Jobverhältnis befand, hatte ich neben den vielen Restaurantbesuchen und dem Verzehr der leckeren Speisen viel Zeit. Zeit zum Nachdenken, zum Kreativwerden und zum Überlegen, wie ich etwas zurückgeben kann.


In Playa del Carmen (Mexiko) war ich zu Besuch in einem Restaurant, das unfassbar leckere Speisen anbietet, alles vegan und einige Optionen auch glutenfrei. Eine deutsche Inhaberin, ungefähr mein Alter. Ich habe ihr angeboten, zusammen mit ihr die Speisekarte durchzuarbeiten und alle Speisen als glutenfrei zu markieren, die kein Gluten enthalten. Außerdem ist sie meinem Ratschlag gefolgt und hat ihre Online-Sichtbarkeit insofern ausgebaut, als dass sie bei Google Maps in ihre Restaurant-Beschreibung ergänzt hat, dass sie neben veganen Gerichten viele glutenfreie Speisen anbietet. Dadurch erhöht sie ihre Online-Sichtbarkeit und für Leute mit Zöliakie schaffen Restaurant-Betreiber einen enormen Mehrwert, wenn sie online durch die Suchfunktion nach „glutenfrei“ gefunden werden. Zusätzlich haben wir ihre Social Media Auftritte analysiert und überlegt, wie sie auch im WWW mehr Transparenz schafft und „Leute wie mich“ adressieren kann.


Ein aktiver Vulkan mitten im glutenfreien Guatemala


„Mädchen, kriegst du denn auch genug zu essen?“ – Kein Telefonat mit meiner Mutter verging ohne diese Frage. Zu oft erinnert sie mich an die Zeit meiner Diagnose, als es noch nicht überall glutenfreie Alternativprodukte gab und man nur im Reformhaus einen Kilo Mehl für damals noch 8 Euro kaufen konnte. In ihrem Kopf steckt Gluten überall drin und sie hat Angst, dass ich irgendwann verhungere (keine Sorge, Mama!).


Zu Recht mache ich mir auch vor längeren Reisen und Aufenthalten in der Natur Gedanken über mein Essen. In Guatemala haben wir uns für eine 2-Tages-Vulkanwanderung entschieden, bei der wir jeden Tag ca. 10 Stunden wandern durften. Da es am ersten Tag nur bergauf ging (knapp 4.000 Höhenmeter), will man auch gut versorgt sein. Wir haben die Tour über einen Anbieter vor Ort gebucht und das Erstaunliche war, dass sogar in Guatemala (eines der wirtschaftlich schwächsten Entwicklungsländer) vorab gefragt wurde, ob ich an irgendwelchen Nahrungsmittelunverträglichkeiten leiden würde, denn sie würden mir dann separates Essen mit auf die Wanderung mitnehmen. Ein Traum! Unvorstellbar bei einigen Ausflügen in meinem Heimatland…



Ich war sehr positiv überrascht über das glutenfreie Angebot in Guatemala. Ich lüge nicht, wenn ich sage, dass in 9 von 10 Restaurants glutenfreie Speisen angeboten wurden und diese auch als solche in den Speisekarten gekennzeichnet werden.


Ich war in der Stadt Antigua und am Lake Atitlán, wo es zahlreiche Restaurants mit gesunden Speisen für mich gab. Im Gespräch mit einem Restaurant-Inhaber habe ich erfahren, dass sich neben der steigenden Anzahl von Menschen mit Zöliakie in den letzten Jahren das Bewusstsein für eine gesunde Ernährung in Guatemala verbessert hat. Viele Menschen suchen nach Möglichkeiten, ihren Konsum von verarbeiteten Lebensmitteln und Gluten zu reduzieren. Aus diesem Grund bieten viele Restaurants nun auch glutenfreie Optionen an.


Glutenfrei genießen: Positive Erfahrungen und einfache Tipps für unterwegs


Mein Fazit zu glutenfreiem Essen auf meiner Reise durch Indonesien und Zentralamerika fällt durchweg positiv aus. Obwohl ich auch gerne mal ein Brot esse, bin ich der Meinung, dass uns die Natur eine Vielzahl an leckeren Früchten und Speisen bietet, auf die ich zurückgreifen kann, ohne auf den Geschmack verzichten zu müssen. Selbst in Entwicklungsländern wird heutzutage verstanden, was Gluten ist, und viele Speisekarten sind mit Allergen-Kennzeichnungen sowie "glutenfrei"-Symbolen ausgestattet. In (Zentral-)Amerika ist das Personal gut informiert und hat in der Regel glutenfreie Alternativen parat. Zudem wird Gluten in vielen Gerichten erst gar nicht als Zutat verwendet, sondern durch ursprünglicheres Getreide oder Reis ersetzt. Aber nicht nur der Geschmack, sondern auch die Optik spielt eine wichtige Rolle beim Essen. Deshalb freue ich mich jedes Mal, wenn das Gericht ansprechend angerichtet ist. Wenn ich auf Reisen bin, sind Google Maps und Social Media meine ersten Anlaufstellen, um nach glutenfreien Restaurants und Speisen zu suchen.


Ich kann jeden nur ermutigen, zu reisen, neue Kulturen und Gerichte zu entdecken und keine Angst davor zu haben, mit der Zöliakie zu reisen. Die Welt hat so viel zu bieten und es ist absolut möglich, trotz einer Zöliakie eine wundervolle Reise zu erleben und köstliche glutenfreie Speisen zu genießen - also worauf wartest du noch?


Deine Eva

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